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Erstellt am 7. April 2013

Ein Weihnachtsmarkt will nicht weichen

Der Rostocker Weihnachtsmarkt ist nicht irgendein Weihnachtsmarkt. Er ist der größte in ganz Norddeutschland. Er hat 1,5 Millionen Besucher. Er hat etwas, was andere Weihnachtsmärkte nicht haben. Wo auf anderen Weihnachtsmärkten zwei oder drei Fahrgeschäfte stehen, stehen auf ihm über dreißig.    

Der Rostocker Weihnachtsmarkt hat Karussells, Achterbahnen, Falltürme, Autoscooter, eine Geisterbahn und natürlich ein Riesenrad. Er hat eine Weihnachtskirmes. Er ist eine. Es ist sein Alleinstellungsmerkmal. Doch ausgerechnet das Alleinstellungsmerkmal ist in Gefahr.

30 Fahrgeschäfte brauchen Platz. Noch gibt es diesen Platz; ein freies Gelände am Rand der Altstadt kann bislang als Kirmesstandort genutzt werden. Aber neuerdings gibt es für dieses Gelände auch andere Pläne. Die Stadt möchte es vielleicht bebauen, mit einem neuen Theaterhaus. Sollte die Bebauung kommen, müßten die Fahrgeschäfte umziehen, an einen neuen, weiter entfernten Standort. Bislang gehen Weihnachtsmarkt und Kirmes ineinander über, in Zukunft wären sie voneinander getrennt. Das Geschäft würde hier wie dort leiden. Rostock hätte ein neues Theater, aber eine Weihnachtsgeisterbahn hätte es nicht mehr.

Rostock, 5. April 2013: Protestkundgebung der Schausteller auf dem Ostermarkt

Die SPD und die Grünen haben sich bereits für die Bebauung ausgesprochen. Die CDU, die Linken und die Fraktion Rostocker Bund sind eher skeptisch, legen sich aber noch nicht fest. Viele Schausteller fürchten um ihre Existenz. Der Rostocker Weihnachtsmarkt ist ihre Haupteinnahmequelle. Vorgestern haben 60 von ihnen vor dem Rathaus eine Protestkundgebung abgehalten. 1 2 Und voraussichtlich im Mai wird der Streit dann drinnen im Rathaus weitergehen: wenn sich nämlich einmal mehr die Bürgerschaft mit dem Fall befaßt. Dafür, daß es gerade mal Frühling ist, hängt der Weihnachtssegen in Rostock schon ganz schön schief.

  1. Schausteller kämpfen um Bussebart, Norddeutsche Neueste Nachrichten, 6. April 2013
  2. Anja Levien, Schausteller kämpfen um Platz für ihren Weihnachtsmarkt, Ostsee-Zeitung, 6. April 2013