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Erstellt am 17. März 2013

Es geschehen noch Zeichen und Wunder

Ein Fell kann vielerlei Farben haben. Ein Fell kann vielerlei Flecken haben. Ein weißer Fleck auf einem braunen Fell ist an sich noch nichts Besonderes. Ein weißer Fleck in der Form eines Kreuzes allerdings ist es dann doch. Wenn Gott ein braunes Stierkälbchen mit einem weißen Kreuz auf der Stirn zur Welt kommen läßt, dann hat er sich bestimmt etwas dabei gedacht.     

Aber was genau hat er sich gedacht? Am 1. Dezember 2009 wurde ein solches Kälbchen ja tatsächlich einmal geboren, und zwar auf einer Rinderfarm im US-Bundesstaat Connecticut. Und eine Adventszeit lang war die Aufregung groß. Das weiße Kreuz, so meinten jedenfalls einige, war ein Zeichen. Die Frage war nur: ein Zeichen wofür?

Sterling, CT, Dezember 2009: das Wunderkalb von der Buttercup Farm

Eine Adventszeit lang hat man viel darüber geschrieben und gesprochen. Fernsehteams filmten das Kälbchen, Reporter befragten die Besitzer, Gläubige kamen angereist, um sich selbst ein Bild zu machen.1 Gott hatte der Welt ein Zeichen gegeben, und eine Adventszeit lang bemühte die Welt sich, das Zeichen auch zu verstehen. Es gelang ihr bloß nicht. Die Frage war zu schwer. Abgesehen von dem Kreuz auf seiner Stirn schien das Kälbchen eigentlich nur ein einfaches Kälbchen zu sein. Die Aufregung legte sich, das Kälbchen verschwand wieder aus den Schlagzeilen, und die Welt tat das, was sie immer tut: Sie drehte sich weiter.

Gott hatte der Welt ein Zeichen gegeben, doch die Wirkung hielt sich in Grenzen. Was ist nach Weihnachten überhaupt aus dem Wunderkalb geworden? Wuchs es heran zu einem ausgewachsenen Wunderstier? Hat man es still und heimlich geschlachtet? – Die Farm reagiert nicht auf diesbezügliche Anfragen. Was immer Gott mit diesem Zeichen gemeint hat: Er ist am Ende jedenfalls nicht verstanden worden.

Und das wiederum ist, wie man weiß, eine Erfahrung, die Gott in letzter Zeit des öfteren macht. Er macht sie vor allem mit dem christlichen Teil seiner Anhänger. Er wird sich früher oder später fragen müssen, ob Christen überhaupt noch das richtige Zielpublikum für ihn sind. Er fragt es sich vielleicht schon jetzt.

Seit dem 16. März 2013, dem 4. Dschumādā al-auwal 1434 nach islamischer Zeitrechung, macht in Nigeria nämlich ein schwarzen Stier Schlagzeilen, der auf der Stirn ebenfalls ein Zeichen trägt. In weißem Fell und auf arabisch steht auf ihr geschrieben: Mohammed.2 Es ist ein Zeichen, von dem sich diesesmal natürlich vor allem Muslime angesprochen fühlen. Doch auch Christen sollten es ruhig ernst nehmen. Sie sollten es ruhig als das verstehen, was es vermutlich ja ist: eine Warnung. Gott kann auch anders.

  1. Divine bovine has cross on his head, NBC News, 10. 12. 2009 – siehe auch: Esel fliehen vor Krippenspiel, Weihnachtskatastrophenbuch S. 98 ff.
  2. Bull with ‘Prophet’s name’ on forehead draws crowd, Weekly Trust (Abuja), 16. 03. 2013